DHL Express ordert 800 Millionen Liter des sogenannten Sustainable Aviation Fuel (SAF) von Neste und BP. Die Produzenten werden bis 2026 jeweils die Hälfte der bestellten Menge an nachhaltigem Flugbenzin liefern.

Die Bestellung ist nach Menge laut Marktteilnehmern eine der größten, die es bislang in der Luftfahrt gegeben hat. So hat das finnische Unternehmen Neste, das aktuell nach Kapazität der größte Produzent weltweit ist, im Jahr 2021 rund 100.000 Tonnen SAF (entspricht 125 Millionen Liter) hergestellt.

Ende des kommenden Jahres werde die Kapazität mit Inbetriebnahme neuer Produktionsanlagen um das Fünfzehnfache steigen, so Neste gegenüber der DVZ. Erst dann wird die von DHL Express georderte Menge überhaupt physisch lieferbar sein.

Zwischenziel zur Hälfte erreicht

Die Order erfolgt vor dem Hintergrund der DHL-internen Zielvorgabe, bis 2030 in der konzerneigenen Luftfrachtsparte 30 Prozent an nachhaltigem Flugkraftstoff einzusetzen. Im Jahr 2026 sollen es 10 Prozent sein. Die Hälfte dieses Zwischenziels werden laut DHL Express mit der Lieferung der Gesamtmenge an SAF durch BP und Neste erreicht.

Erst kürzlich hat DHL Global Forwarding (DGF) 33 Millionen Liter SAF geordert von Air France-KLM; in der Luftfrachtspeditions-Branche einer der bislang größten SAF-Deals. Die von DGF bezogene Menge entspricht rund einem Drittel der 2021 vom weltweit größten Produzenten, Neste, global produzierten Menge an nachhaltigem Kerosin.

Die Relation zeigt, um wie viel größer die von DHL Express nun georderte Menge ist, die nur mit einem massiven Anstieg der Produktionsmenge realistisch ist. In dem noch jungen Markt existieren bislang nur homöopathische Mengen des von der Luftfahrt dringend benötigten, nachhaltigen Kerosins.

Bislang nur in homöopathischen Dosen verfügbar

Nach einer der wenigen verfügbaren Marktstudien gab es 2019 weltweit nur 200.000 Tonnen an SAF (entspricht 250 Millionen Liter), dies sind gerade einmal 0,1 Prozent des von der globalen Flotte verbrannten Menge an fossilem Kerosin. Die Analysten erwarten in den kommenden Jahren einen Anstieg der Produktionsmenge um das Zwanzigfache auf rund 4 Millionen Tonnen.

Sowohl Neste als auch BP produzieren derzeit SAF im sogenannten HEPA-Verfahren aus erneuerbarem Abfall- und Reststoffen wie etwa gebrauchten Küchenfetten sowie ölhaltigen Pflanzen und Samen. Von der Gewinnung bis zur Verbrennung durch die Triebwerke werden die Treibhausgasemissionen gegenüber fossilem Kerosin um bis zu 80 Prozent reduziert. DHL Express schätzt, dass sich durch den Einsatz des georderten SAF rund 2 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen einsparen lassen. Dies entspricht in etwa dem jährlichen CO₂-Ausstoß von rund 400.000 Pkw.

Dieser Artikel wurde geschrieben von Oliver Link.