Die Deutsche Bahn und MAN wollen ab September 2022 autonom fahrende Sattelschlepper im Containerumschlag im Schiene-Straße-Terminal in Ulm im Alltagsbetrieb testen. Das gaben die beiden Unternehmen jetzt anlässlich der Halbzeitzeitbilanz des Projekts ANITA (Autonome Innovation im Terminal Ablauf) bekannt. Damit tritt das auf zwei Jahre ausgelegte Forschungsvorhaben, an dem neben den beiden Partnern auch der Automatisierungsspezialist Götting und die Hochschule Fresenius beteiligt sind, in seine nächste Phase.
Fahren in geschlossenen Umgebungen
Ziel von ANITA ist es, mit autonom fahrenden Lkw den Containerumschlag von der Straße auf die Schiene in seinen Ablaufprozessen zu verstetigen und damit effizienter, planbarer und zugleich flexibler zu machen. So können künftig mehr Güter im umweltfreundlichen Kombinierten Verkehr befördert werden. Dafür schärft MAN in den kommenden Monaten die elektronischen Sinne des autonomen Lkw im realen Einsatzumfeld, damit er wie ein echter Fahrer die Umgebung wahrnehmen, reagieren und planen kann.
„Die grundlegende Automatisierungstechnologie für ANITA ist bereit. Für die Feinabstimmung gehen wir nun in den direkten Abgleich mit der Praxis, um das System mit Blick auf Einsatzsicherheit und Mehrwert für den künftigen Anwender weiterzuentwickeln“, so Frederik Zohm, Vorstand für Forschung und Entwicklung bei MAN Truck & Bus, im Rahmen der Premierenfahrt. „Diesen Ansatz verfolgen wir konsequent, um autonome Lkw in Terminalverkehren ab Ende des Jahrzehnts als Serientechnik anbieten zu können. Engagierte Partner wie die Deutsche Bahn, die Götting KG und die Hochschule Fresenius sind dabei essentiell.“
Intensive Vorbereitungsphase
Ein ganzes Jahr planen die Partner für Erprobungsfahrten ein, um den autonomen Prototyp möglichst oft entlang der schrittweisen Entwicklung und Optimierung mit der Realität zu konfrontieren. Ein Sicherheitsfahrer, der nötigenfalls eingreift, ist dabei immer an Bord. Die Testfahrten kommen nicht nur der Weiterentwicklung des autonomen Lkw zu Gute, sondern auch der Vorbereitung der Terminals für die Integration der neuen Technologie: „Schiene und Straße kombiniert – das ist die umweltfreundliche Lösung für die Logistik der Zukunft. Wir arbeiten hier zusammen, damit diese intermodalen Verkehre wachsen. Digitalisierung und Automatisierung helfen uns, die Schnittstellen zum Güterzug, die Abläufe in den Terminals einfach und schnell zu machen“, sagt Sigrid Nikutta, Vorstand Güterverkehr der Deutschen Bahn AG und Vorstandsvorsitzende der DB Cargo AG.
Damit der autonome Lkw seine Transportaufgabe im Containerumschlag erfüllen kann, muss er mit der Infrastruktur von DBIS Depot und DUSS Terminal kommunizieren können. Dafür haben die Wissenschaftler der Hochschule Fresenius in der ersten Projektphase die bestehenden Prozesse, Abläufe und Verhaltensweisen von Menschen und Maschinen vor Ort analysiert und in ein digitales Regelwerk übertragen. Als gemeinsame Sprache für die eindeutige und vollständige Kommunikation aller beteiligter Systeme dient die Contract Specification Language (CSL) von Deon Digital. Entstanden ist so eine komplette Missionsplanung, die sowohl das Fahrzeug als auch die IT-Systeme von DBIS Depot und DUSS-Terminal miteinander verbindet.