Der Aufbau des österreichischen Fulfillment-Start-ups Byrd geht – wie bei so vielen Start-ups – auf die Studienzeit der Gründer zurück. Alexander Leichter, CEO und 2016 Mitgründer von Byrd, war während seines Studiums selbst als Verkäufer auf Ebay aktiv. Er empfand den Prozess, Pakete zu verpacken und zur Post zu bringen, aber als zeitaufwendig und mühsam. Diesen Prozess für Händler zu verbessern, war sein Ziel.
So sprach Leichter seinen Freund Christoph Krofitsch auf das gemeinsame Gründen an. Krofitsch studierte zu der Zeit an der TU Wien, wodurch die beiden Kontakt zu einem Inkubator der Hochschule aufnehmen konnte. Kurze Zeit später schlossen sich auch Sebastian Mach, heute in der Rolle des Chief Technology Officers, und Petra Dobrocka, Chief Commercial Officer von Byrd, dem Gründerteam an.
Alles digital und automatisiert
Das Konzept von Byrd wuchs schnell über die ursprüngliche Idee hinaus, kleine Händler dabei zu unterstützen, Dinge online zu verkaufen. Heute ist Byrd als internationales Netzwerk aus Fulfillment-Lagern zu verstehen, das vor allem große Onlinehändler aus der Beauty-, Elektro- und Lebensmittelbranche beim Versand unterstützt. Diese können ihre Ware an Byrd schicken, wo sie verpackt und an den Endkunden versendet wird.
Dabei läuft alles digital und automatisiert ab, sodass sich der Onlinehändler um die Logistik gar nicht mehr zu kümmern braucht. Je nachdem, wo der Endkunde sitzt, entscheidet das unternehmenseigene Warehouse Management System, welches Lager am besten geeignet ist, um das Produkt möglichst schnell an sein Ziel zu befördern.
Fokus auf die Effizienz
Mittlerweile besteht das Team von Byrd aus über 200 Mitarbeitenden mit Büros unter anderem in Wien und Berlin. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen viele neue Mitarbeiter eingestellt, inzwischen hat in Sachen Personal aber eher eine Phase der Stagnation eingesetzt. Das Unternehmen will sich laut CCO Dobrocka zusammen mit internen Entwicklern aktuell stark darauf fokussieren, Prozesse effizienter zu gestalten oder gar zu automatisieren.
Grundsätzlich ist es dem Gründerteam aber wichtig, dass Entscheidungen nicht nur auf höchster Ebene getroffen werden, sondern dass alle Mitarbeitenden Einfluss nehmen können. Die Mitarbeiterkultur von Byrd basiere auf Transparenz und Vertrauen. „Wir sind sehr offen, was unsere Geschäftsentwicklung angeht“, sagt Dobrocka.
Für die Zukunft hat sich Byrd das Ziel gesetzt, weitere Schnittstellen zu neuen Systemen zu erschließen. Zugleich versucht das junge Unternehmen, sich laufend breiter aufzustellen, da laut Dobrocka jedes Produkt seine ganz eigenen Anforderungen und somit auch Herausforderungen mit sich bringt. So will das Unternehmen etwa sein Tracking weiter ausbauen oder noch mehr Versandoptionen erschließen.
Europa ist der optimale Markt
Byrd ist heute in sieben europäischen Ländern vertreten, wobei allein Deutschland und Österreich für etwas mehr als 50 Prozent des Umsatzes stehen. Signifikante Unterschiede zwischen den verschiedenen Märkten stellt Dobrocka vor allem in den Präferenzen der Zustellung, Abholung oder Zahlungsmethode der Kunden fest.
Während sich das Unternehmen vorstellen kann, sein Geschäft weiter nach Osteuropa und Skandinavien auszudehnen, ist eine Expansion auf andere Kontinente vorerst nicht geplant. Byrd sieht seine Stärke darin, die Komplexität der Logistik zwischen vielen verschiedenen Ländern zu reduzieren, wofür Europa den optimalen Markt biete.
Herausforderung Nachhaltigkeit
Um auch in puncto Nachhaltigkeit mithalten zu können, versucht Byrd, laufend seine Warenströme anzupassen. Erhöht sich zum Beispiel die Versandmenge in ein bestimmtes Land, bringt Byrd die Waren gesammelt näher an diesen Standort, um sie von dort aus lokal verschicken zu können. Zugleich bietet Byrd seinen Kunden CO₂-neutrale Versandoptionen an und achtet nach eigenen Angaben auf nachhaltiges Verpackungsmaterial. Zusammen mit einem externen Partner erfasst Byrd die verursachten Emissionen und lässt diese ebenfalls kompensieren.
„Aber es gibt noch immer viel zu tun“, weiß Dobrocka. Byrd verfolgt eine klare Vision: Jedem europäischen Onlinehändler, der sich neu etablieren möchte, soll bei der Frage nach einem Fulfillment-Partner sofort der Name Byrd in den Sinn kommen. „Wir möchten der europäische Standard für E-Commerce-Fulfillment werden“, bringt Dobrocka das große Ziel des Unternehmens auf den Punkt.
An diesem Text haben Greta Gruber und Frederic Witt gearbeitet.