Logistikwissen zum Durchstarten

Der Mega-Charger von Designwerk ist nicht auf einen Hochspannungsanschluss angewiesen.
© Designwerk
Designwerk: Aufladen ohne Netz-Stress
Von Sven Bennühr

Megawatt-Charger gelten als eine der grundlegenden Voraussetzungen dafür, dass sich die E-Mobilität auch im Fernverkehr etablieren kann. Bereits auf der IAA Transport im Jahr 2022 war an den Ständen der Lkw-Hersteller die Rede davon, dass die Batterien der Fahrzeuge in 30 bis 40 Minuten wieder auf 80 Prozent ihrer Ladekapazität von 600 bis 700 Kilowattstunden aufgeladen werden müssten. Das gilt auch für die Fahrzeuge des Schweizer E-Lkw- und Technikanbieter Designwerk.

Das Problem: Damit die Hochleistungsladegeräte das tatsächlich schaffen können, müssten sie eine Ladeleistung von rund 1,2 Gigawatt pro Stunde bringen. Damit ist der Anschluss an das Hochspannungsnetz erforderlich, was in vielen Gemeinden oder Kommunen schwer und/oder nur langwierig zu bewerkstelligen ist. Das gilt sowohl für Logistikanlagen und -parks als auch für Autohöfe und Autobahntankstellen.

Ein neuer Ansatz

Dieser Herausforderung will Designwerk mit einem neuen Konzept begegnen. Die Schweizer Tüftler haben eine Ladestation entwickelt, die unabhängig von einem Hochspannungsnetz das Megawatt-Laden möglich macht. Der Ansatz: Die Ladetechnik wird mit einem Pufferspeicher kombiniert, der je nach den Anforderungen flexibel dimensioniert wird. Für den Speicher nutzt Designwerk aufbereitete Lithium-Ionen-Akkus, sogenannte Second-Life-Batterien, die mit einer niedrigen Spannung von 400 bis 900 Volt schonend geladen werden.

Für die Stromabgabe dagegen stehen mehrere Ladesäulentypen zur Verfügung. Die Bandbreite reicht dabei vom Combined Charging System (CCS) mit einer Leistungsabgabe von 200 oder 350 Kilowatt bis hin zum Megawatt Charging System (MCS) mit einer Leistung von 1.400 Kilowatt. Ladetechnik, Batterien und Stromwandler sind in einer Box mit den Abmessungen eines Standard-Seecontainers integriert.

Fünf Varianten zur Wahl

Die Box steht in fünf verschiedenen Varianten zur Wahl. Für den Betrieb im Straßengüterverkehr gibt es zwei Modelle. Beide Varianten verfügen über einen Stromspeicher mit 2.000 Kilowattstunden Kapazität.

Am Beispiel der beiden von Designwerk selbst entwickelten E-Lkw rechnet der Hersteller vor, dass deren Batteriekapazität mithilfe dieser Lösung innerhalb von 35 Minuten wieder auf 80 Prozent aufgeladen werden kann. Die Reichweite des Solofahrzeugs „MC Logistics 900 4x2R“ liegt mit voller 740-Kilowattstunden-Batterie bei 650 Kilometern. Beim Sattelschlepper „HC Semi 900 6x2T“ sind es bei gleicher Batteriekapazität noch 480 Kilometer.

Rascher Markteinstieg

Designwerk startet den Verkauf der Stationen im ersten Quartal 2024. Zum Investitionsvolumen, mit dem Interessenten rechnen müssen, macht das Unternehmen allerdings keine konkreten Angaben. Grund ist, dass die Anlagen von Fall zu Fall nach dem jeweiligen Bedarf der Unternehmen aufgebaut werden und daher die Anschaffungskosten stark variieren können.

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