Logistikwissen zum Durchstarten

Luftbrücke für das Land.
© picture-alliance/dpa/Uwe Ansbach
Liefer-Drohnen: Die Mini-Rosinenbomber
Von DVZ Redaktion

Kein Dorfladen mehr, auch kein „Späti“ an der Ecke? Auf dem Land im Nordwesten Brandenburgs kommen jetzt Liefer-Drohnen zum Einsatz, um Anwohner in abgelegenen Dörfern mit Lebensmitteln zu versorgen. In der Gemeinde Wusterhausen/Dosse im Kreis Ostprignitz-Ruppin soll an diesem Freitag ein vom Bund geförderter Test beginnen: Gemüse, Obst, Kuchen und Brot beispielsweise kommt dann per Fluggerät.

Einflussfaktor Wetter

In Südbrandenburg steigen am Flugplatz Welzow außerdem erste Drohnen auf, die Papierpost zustellen. Ein Hindernis könnte es geben: Bei starkem Wind und Gewitter sollen die Fluggeräte aus Sicherheitsgründen nicht aufsteigen.

Immer wieder erproben verschiedene Anbieter den Einsatz von unbemannten Fluggeräten, um auf dem Land Haushalte aus der Luft zu versorgen. Im vergangenen Jahr wurde ein Pilotprojekt im südhessischen Odenwald zur Lebensmittel-Lieferung gestartet, in Kombination mit einem Lastenrad. Unklar bleibt trotz etlicher Experimente und Forschungsprojekte, wann sich die Drohnen auch im Alltag vieler Menschen durchsetzen könnten. Ein regulärer Betrieb ist im Einzelhandel und auch bei der Deutschen Post bislang nicht vorgesehen.

Bestellungen vom Wochenmarkt

Bei dem Experiment in Wusterhausen bringen Drohnen Waren von Händlern auf dem Wochenmarkt in drei Ortsteile, die bis zu 12 Kilometer entfernt sind, wie der Projektkoordinator, das Berliner Unternehmen Luftlabor, mitteilte. Mindestens ein Dutzend Haushalte sollen die «Marktschwalbe» kostenlos testen. Vier Drohnen stünden dafür bereit, die auch bei leichtem Wind und leichtem Regen starten könnten, sagte Geschäftsführer Robin Kellermann. Bestellt wird online und per Telefon.

Allzu schwer darf der Einkauf nicht sein: Die Fluggeräte können in einer Box jeweils bis zu drei Kilo Gewicht transportieren. Die georderten Lebensmittel vom Wochenmarkt werden dabei nicht direkt vor die Haustür gebracht. Die Testkunden in den kleinen Dörfern müssen die Waren an festen Punkten abholen, wo auch die Drohne landet.

Drohnen mit 5G-Netzanbindung

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) will am Freitag am Flugplatz Welzow (Spree-Neiße-Kreis) zudem den ersten Drohnenflug mit Papierpost begleiten. Zustellfahrzeuge sollen mit den automatisch fliegenden Geräten ausgestattet sein. Diese übernehmen dann mittels einer 5G-Netzanbindung eine letzte Wegstrecke bis zum Empfänger. Ein Ziel: Zeitaufwendige Touren bis in entlegene Dörfer sollen vermieden werden.

DHL plant keinen Regelbetrieb mit Drohnen

Der Lebensmittelhandel zeigt sich offen für neue Lösungen, wie der Bereichsleiter für Standort- und Verkehrspolitik, Michael Reink, vom Handelsverband Deutschland auf Anfrage sagte. „Ob und wann sich eine regelmäßige Warenlieferung per Drohne in Deutschland durchsetzen wird, ist zurzeit nicht vorauszusehen.“ Bisher seien Drohnen etwa für eilige Lieferungen wie Arzneimittel mit geringem Gewicht eingesetzt worden, so Reink. „Die technischen Sprünge sind jedoch enorm, sodass mittlerweile auch schwerere Pakete per Drohne transportiert werden können.“

Auch die Deutsche Post hatte einen sogenannten Paketkopter einige Jahr lang für Testzwecke und zur Forschung eingesetzt. Dabei wurden Medikamente etwa zur Nordseeinsel Juist und in die deutschen Alpen geflogen. „Alle Forschungsprojekte sind abgeschlossen, weitere Projekte mit dem DHL Paketkopter oder ein Regelbetrieb für die Paketzustellung in Deutschland sind derzeit nicht geplant“, teilte der Logistiker DHL mit. (ben)

Dieser Artikel wurde mit Material von dpa erstellt.

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