Die Treibhausgasemissionen müssen im deutschen Verkehrssektor nach dem Bundes-Klimaschutzgesetz bis 2030 auf 85 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente reduziert werden. Das bedeutet fast eine Halbierung im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019. Dies ist eine Mammutaufgabe, da es vielen Logistikunternehmen zumindest noch nicht gänzlich möglich ist, den Kohlendioxidausstoß zu vermeiden.
Um die verursachten Emissionen möglichst vollständig auszugleichen und so die Bilanz zu verbessern, setzen immer mehr Unternehmen deshalb auf Kompensationsprojekte. Aber wie viel CO₂ gilt es überhaupt auszugleichen? Wie findet man die richtigen Projekte? Welche Kriterien müssen sie erfüllen, um als legitimer Beitrag zum Klimaschutz zu gelten? Und wie kann sichergestellt werden, dass durch die Projekte tatsächlich das Klima geschützt wird? Antworten auf diese Fragen liefern Anbieter wie ClimatePartner, MyClimate und FirstClimate oder auch unabhängige Organisationen wie die Allianz für Entwicklung und Klima.
Viele stehen noch am Anfang
ClimatePartner beispielsweise unterstützt Unternehmen jeglicher Größe bei ihren Klimaschutzbemühungen. Regional verwurzelte Mittelständler wollen das Thema ebenso angehen wie internationale Großkonzerne. Am Anfang des Prozesses steht dabei die Ermittlung des eigenen CO₂-Fußabdrucks. „Auch wenn sich in den vergangenen Jahren schon einiges getan hat, ist die Ausgangssituation bei den einzelnen Unternehmen auch heute noch sehr unterschiedlich, was die Datenlage und das Verständnis dafür angeht, wo Emissionen verursacht werden“, erklärt Pressesprecher Dieter Niewierra. In Summe stünden viele Firmen aber immer noch am Anfang ihrer Klimaschutzbemühungen.
Wenn kleine und mittelständische Unternehmen ihre konkreten CO₂-Emissionen erheben, können diese Zahlen einen großen Mehrwert liefern. „Je höher das Maß an eigenen Werten und Echtdaten ist, desto weniger muss mit Annahmen und allgemeingültigen Durchschnittswerten gearbeitet werden“, sagt dazu Armin Neises, Gründer und CEO der Nachhaltigkeit-Management-Plattform Waves. Plattformen wie Waves, Bigmile oder Conclimate helfen Unternehmen bei der Ermittlung der eigenen Emissionen, wenn intern Kapazitäten oder Know-how fehlen. Für Neises bedeutet das nicht nur Klimaschutz: „Es ist wichtig zu verstehen, dass es nicht nur um die Reduzierung der Emissionen geht, sondern bei den hohen Energiepreisen geht es deutlich darum, Kosten zu senken.“
Die richtigen Hebel finden
Ausgehend vom spezifischen CO₂-Fußabdruck können Stellschrauben ermittelt werden, wo Emissionen vermieden oder reduziert werden können. Der Wechsel auf grünen Strom etwa stellt für viele Unternehmen eine einfach umsetzbare Möglichkeit dar. Aber selbst wenn die Emissionsquellen identifiziert, die Treibhausgasemissionen genau berechnet und erfolgreich Maßnahmen zur Reduzierung umgesetzt sind, bleiben noch Restemissionen, die sich weder reduzieren noch vermeiden lassen.
Ein sofort wirksamer Weg ist der Ausgleich der Emissionen. Er geschieht durch die Unterstützung von anerkannten Klimaschutzprojekten.
Standards für Klimaschutzprojekte
Klimaschutzprojekte sind zertifizierte Maßnahmen in den Bereichen Umweltschutz, Energieeffizienz oder Entwicklung erneuerbarer Energien, die Treibhausgasemissionen verringern, vermeiden oder aus der Atmosphäre entfernen. Somit tragen sie zur Eindämmung des Klimawandels bei. Gemäß Artikel 12 des Kyoto-Protokolls können Regierungen und Unternehmen Klimaschutzprojekte finanziell unterstützen oder komplett finanzieren. Indem Unternehmen Projekte unterstützen und sich somit auch an der dort stattfindenden Emissionseinsparung beteiligen, können sie ihre eigenen Emissionen, die nicht weiter reduziert werden können, ausgleichen. Zusätzlich fördern sie damit auch eine nachhaltige Entwicklung in Entwicklungsländern.
Grundlage aller hochwertigen Klimaschutzprojekte sind internationale Standards. Sie bilden den Rahmen für die Gestaltung und den Aufbau des Projekts sowie für die Bilanzierung der Emissionseinsparung und die Überwachung des Projektverlaufs. Anerkannte Standards machen das System der Klimaschutzprojekte belastbar, nachvollziehbar und glaubwürdig. Im freiwilligen Klimaschutz sind zwei Standards besonders anerkannt: der Gold Standard (GS) und der Verified Carbon Standard (VCS). Doch es gibt eine Vielzahl weiterer Standards, etwa den Fairtrade-Klimastandard oder den Climate, Community and Biodiversity Standard. Dabei wird zwischen drei Arten von Kompensationsprojekten unterschieden: Verringerung von Emissionen (Carbon Reduction), Vermeidung von Emissionen (Carbon Avoidance) und Rückholung von Emissionen aus der Atmosphäre (Carbon Removal).