Logistikwissen zum Durchstarten

Bei der Aktion „Hamburg sagt Danke“ wurden 9.000 Franzbrötchen an Lkw-Fahrende verteilt.
© LIHH Marc Matthaei
„Hamburg sagt Danke“: Kleine Geste mit großer Wirkung
Von Frederic Witt

Franzbrötchen werden sicherlich nicht den Fachkräftemangel in der Logistik beheben können. Dennoch zeigte die Aktion „Hamburg sagt Danke“ in der vergangenen Woche, dass auch kleine Gesten eine große Wirkung haben können. An sieben Standorten wurden wie jedes Jahr seit 2016 Franzbrötchen an Lkw-Fahrer und -Fahrerinnen verteilt – in diesem Jahr wurde dabei mit 9.000 Stück ein neuer Rekord aufgestellt.

„Für diesen wichtigen Beruf muss es viel mehr Beachtung und Wertschätzung in der Gesellschaft geben“, sagt Kerstin Wendt-Heinrich. Als Vorsitzende der Logistik-Initiative Hamburg ist sie für die Organisation der Aktion mitverantwortlich. Zwei Ziele stehen für sie dabei im Fokus: Angesichts von mindestens 80.000 fehlenden Berufskraftfahrern in Deutschland soll auf die Bedeutung und Attraktivität des Berufs aufmerksam gemacht werden, wie Wendt-Heinrich betont. Zudem wollen die Initiatoren der Aktion, bestehend aus Vereinen, Verbänden und Unternehmen, ein Zeichen der Wertschätzung und Dankbarkeit an die Berufsgruppe senden.

„Es ist eine kleine Aufmerksamkeit im tristen Alltag“

Und diese Geste kommt laut Wendt-Heinrich stets sehr gut an: „Alle freuen sich über diese Aktion, was man auch auf den zahlreichen Bildern in den aktionseigenen Social-Media-Kanälen auf Instagram und Facebook gut erkennen kann.“ Das bestätigt auch Maik Derpinski. „Es ist eine kleine Aufmerksamkeit im tristen Alltag“, sagt der 28-Jährige, der neben seiner Tätigkeit als Berufskraftfahrer auch Azubi-Beauftragter bei Elkawe Container-Service- und Vertriebs-GmbH & Co. KG ist. Er würde sich mehr solcher Aktionen für sich und seine Kollegen wünschen. „Es bedarf ja nicht viel. Einfach mal Danke sagen“, meint er.

Dass die Verteilung von Franzbrötchen nicht ausreicht, um den Fahrerberuf wieder aufzuwerten, ist aber auch ihm klar. „Wir müssen als Branche den Beruf in der Öffentlichkeit wieder besser darstellen“, wünscht er sich. Es müsse mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden, wie der Berufsalltag der Fahrerinnen und Fahrer aussehe. Darüber hinaus erhofft er sich, dass das Standing innerhalb der Lieferkette verbessert wird.

Darauf hofft auch Pascal Marx, der gerade seine Ausbildung zum Berufskraftfahrer bei Dachser SE absolviert. „Wir haben leider keinen guten Ruf. Man wird auf der Straße angepöbelt, wenn wir bei der Ablieferung im Weg stehen. Das nervt mich auch“, sagt der Azubi im Gespräch mit der DVZ. Auf der anderen Seite sieht er mittlerweile insbesondere in den sozialen Medien wachsende Unterstützung für seinen Beruf: „Auf Tik Tok gibt es viele Videos, wo unsere Arbeit gelobt wird. Das freut mich!“

Wie man wieder mehr junge Menschen für den Fahrer-Beruf begeistern kann, weiß aber auch Marx nicht. Mehr Veranstaltungen wie „Hamburg sagt Danke“ wären seiner Meinung nach aber hilfreich. Das sieht auch Anja Obermüller so. Sie ist bei Dachser SE die Ausbilderin für die angehenden Berufskraftfahrer.  „Da sich die Aktion in erster Linie an die Fahrer selbst richtet, ist es sinnvoll dies direkt an Logistikstandorten durchzuführen“, so Obermüller. Allerdings wäre es ihrer Meinung nach auch wünschenswert, wenn die breite Öffentlichkeit noch mehr davon mitbekommt, beispielsweise durch einen Verteilstandort in der Innenstadt. Laut Initiatoren-Team ist jedenfalls geplant, die Aktion durch verschiedene Maßnahmen in den nächsten Jahren noch öffentlichkeitswirksamer zu gestalten.  

Dieser Artikel ist am 14. September in verkürzter Form in der DVZ erschienen.

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