Sieben Jahre nach seinem Start steht der eHighway in Deutschland möglicherweise vor dem Aus. Zwar wurde die Förderung für die zuletzt vielversprechenden Projekte in Hessen und Schleswig-Holstein noch einmal um sechs Monate verlängert, doch wie es danach weitergehen soll, ist unklar.
Die Zurückhaltung seitens des Bundesverkehrsministeriums sorgt bei den unmittelbar an den Projekten Beteiligten für Frust. Vom Forschungs- und Entwicklungszentrums (FuE) der FH Kiel heißt es, man sehe sich mit einer gewissen Gleichgültigkeit seitens der Bundesregierung konfrontiert.
BMDV wenig interessiert
„Bei allem Verständnis für die angespannte Haushaltslage wäre es fatal, das Projekt Ende des Jahres mit Auslaufen der Förderung versanden zu lassen, bevor man überhaupt die Ergebnisse bewerten konnte“, kommentiert Schleswig-Holsteins Verkehrs-Staatssekretär Tobias von der Heide. Schleswig-Holstein als Land der grünen Energie biete sich für die Dekarbonisierung des Schwerverkehrs an. Laut Jan Bachmann, dem zuständigen Projektleiter des FuE-Zentrums, habe sich das BMDV bis heute weder in Schleswig-Holstein noch in Hessen oder Baden-Württemberg über die Erkenntnisse aus den Projekten informiert.
Drei Pilotprojekte
Der schleswig-holsteinische Feldversuch ist eines von drei Pilotprojekten in Deutschland, in dem der Einsatz von Oberleitungs-Lkw im Realbetrieb erforscht wird. Auf dem fünf Kilometer langen Streckenabschnitt auf der A1 zwischen Reinfeld (Kreis Stormarn) und Lübeck wird in beiden Richtungen der Einsatz der Oberleitung für schwere Nutzfahrzeuge getestet. Ziel ist es, der Politik gesichertes Wissen als Entscheidungsgrundlage für einen möglichen Ausbau zu liefern, indem das System technisch, ökologisch, ökonomisch und unter Verkehrsgesichtspunkten bewertet wird.
Vor zwei Jahren hatten Bayern, Hessen und Baden-Württemberg zuletzt weitere Mittel des Bundesverkehrsministeriums (BMDV) beantragt, um größere Oberleitungsprojekte zu realisieren. „Aus diesen Plänen ist bislang nichts geworden“, so der Forscher und verwies darauf, dass sich die Vorhaben bisher als erfolgreich erwiesen hätten.
Effiziente Lösung
Studien würden zudem zeigen: Die Oberleitung liegt in der ökologischen Bewertung vorn und verfügt im Vergleich zu anderen alternativen Techniken oder Kraftstoffen über eine höhere Energieeffizienz. In keinem Feldversuch würden die Zwischenergebnisse gegen den Einsatz der Technologie sprechen. „Im Gegenteil: Die letzten Erfahrungen bescheinigen der Technik eine hohe Systemreife“, so Bachmann.
Private Investoren interessiert
Berechnungen aus der Wirtschaft würden zudem zeigen, dass auch die Initialkosten für den Aufbau der Oberleitungsinfrastruktur einem wirtschaftlichen Betrieb der Anlagen nicht entgegenstünden. Zwar müssten in den beidseitigen Aufbau der Oberleitungen pro Kilometer Autobahn rund 3,5 Millionen Euro veranschlagt werden, doch hätten private Investoren bereits signalisiert, sich an dem Aufbau zu beteiligen.
Dazu sei es laut den Projektpartnern nicht notwendig, das komplette Autobahnnetz zu elektrifizieren. Dies könnte vorerst auf die Strecken und Regionen begrenzt werden, in denen das Aufkommen im lokalen und regionalen Güterverkehr besonders hoch sei.