Der nächste Aufruf zur Anschaffungsförderung von klimafreundlichen Lkw soll im Juni veröffentlicht werden. Das sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) bei einer Veranstaltung des Lkw-Herstellers MAN Truck und des Elektrokonzerns ABB E-Mobility. Am Freitag stellten die beiden Firmen in Berlin einen seriennahen Elektro-Lkw vor, der 2024 auf den Markt kommen und für fernverkehrstaugliche Tagesreichweiten über 600 Kilometern für Megawatt-Ladetechnik vorbereitet sein soll. Mit der nächsten Batteriegeneration sollen Tagesreichweiten bis zu 1.000 Kilometern möglich werden. ABB E-Mobility will die dafür notwendige Megawatt-Ladetechnologie in den nächsten drei Jahren zur Marktreife bringen.
Dreh- und Angelpunkt der E-Mobilität sind die Ladepunkte
„Die Industrie ist bereit, die Politik muss die Rahmenbedingungen für den emissionsfreien Straßengüterverkehr schaffen“, sagte Alexander Vlaskamp, Vorstandsvorsitzender von MAN Truck & Bus und hob mit Blick auf Wissing hervor, dass „der beschleunigte Ausbau der Ladeinfrastruktur die einzige Möglichkeit ist, die Verkehrswende herbeizuführen und die Klimaziele zu erreichen.“
Ein vom Ministerium unterstütztes Projekt an der A2 mit Megachargern gibt es bereits. Rund 20 Partner aus Industrie und Wissenschaft arbeiten an dem Projekt Hochleistungs-Laden (HoLa), darunter MAN und ABB, das vom Verkehrsministerium gefördert wird. Frank Mühlon, CEO von ABB E-Mobility sieht die Zukunft bei den Elektro-Lkw. „Wasserstoff ist gesamtwirtschaftlich nicht sinnvoll“, sagte er. Die Batterie haben einen höheren Wirkungsgrad als Wasserstoff.
Megawattladen wird notwendig
Für das Megawattladen wird eine neue Leistungstechnologie mit mehr als 1.000 Volt nötig. Bei der Einführung eines einheitlichen, verbindlichen Standards könnte Deutschland Maßstäbe setzen, heißt es. „Wichtig ist jetzt, schnell mehr E-Lkw auf die Straße zu bekommen“, sagte Wissing. Er betonte, dass man aus der langen Diskussionsschleife herauskommen und einfach machen müsse. Deshalb sollte das Vorhandene sofort genutzt werden. „Das ist mein Ansatz.“
Kristin Kahl, verantwortlich für New Business und Digitalisierung bei Contargo sagte in einer kurzen Diskussionsrunde mit dem Minister, Vlaskamp und Mühlon, dass das Laden nicht nur an der Autobahn möglich sein muss, sondern auch den Rampen, wenn Lkw entladen werden. „Das ist der beste Platz zum Laden“, so Kahl. Sie brachte auch die Nachtzustellung ins Gespräch, die mit den geräuschärmeren Elektro-Lkw einfacher zu realisieren sei als mit Dieselfahrzeugen. So könne die Infrastruktur effizienter genutzt werden, stimmte Bundesverkehrsminister Wissing ihr zu. Bislang fehlt für E-Lastwagen im Fernverkehr in Europa die notwendige Ladeinfrastruktur. Daimler, Volvo und Traton planen, zusammen 1.700 Hochleistungs-Ladepunkte an Autobahnen und Knotenpunkten zu errichten und zu betreiben – aber die Zustimmung der Kartellbehörden dafür steht noch aus.
Dieser Text wurde von Susanne Landwehr verfasst. Video von Sven Bennühr.