In der siebten Klasse fragte ein Lehrer Julia Jocher, was sie denn einmal werden wolle. Da hat es bei der damals 13-Jährigen richtig klick gemacht: „Spediteurin.“ Heute ist sie es und soll in einigen Jahren gemeinsam mit ihrem Bruder Daniel die Führung des Speditions- und Logistikunternehmens Group7 übernehmen.
Blue Rocket: Wie haben Sie das Unternehmen in der Kindheit wahrgenommen?
Julia Jocher: Group7 und das vorherige Familienunternehmen waren natürlich ein großes Thema bei uns zu Hause. Ich habe schon als Kind gemerkt, wie viel Spaß es meinem Vater macht, Unternehmer zu sein. Manchmal waren auch internationale Partner zu Gast. Das war spannend für mich: Menschen aus China, aus Brasilien oder aus Südafrika zu treffen und etwas Neues über die Länder zu lernen.
Wann und warum haben Sie sich konkret dafür entschieden, in das Unternehmen Ihrer Eltern einzusteigen?
Ich habe schon frühzeitig über eine berufliche Zukunft bei Group7 nachgedacht. Die konkrete Entscheidung fiel nach der Ausbildung bei Kühne + Nagel. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich einen Einblick in die Branche und in die Arbeit im Konzern bekommen. Es wurde mir klar, dass ich mich in der mittelständischen Struktur von Group7 wohlfühlen werde und dort viel Gestaltungsfreiheit habe.
Was reizt Sie am Unternehmertum?
Mich reizt insbesondere, dass ich eigene Wege gehen und eigene Entscheidungen treffen kann. Es ist für mich ein schönes Gefühl, zu 100 Prozent hinter den Dingen zu stehen, die ich tue. Wie viel Spaß das macht, habe ich als Leiterin des Innovationsteams schon mehrfach erleben können.
Wie wollen Sie das Unternehmen weiterentwickeln?
Ein großer Schwerpunkt ist schon heute das Thema digitale Spedition. Doch ein Credo von Group7 wird sich nicht verändern: die persönliche Note.
Wie wirkt sich die Covid-19-Krise auf die Logistikbranche und die weiteren Aussichten für Ihr Unternehmen aus?
Probleme in den weltweiten Lieferketten, Einbruch der Belly-Freight-Kapazitäten in der Luftfracht und ein enormer Anstieg der Seefrachtraten sind riesige Herausforderungen. Wir haben die Philosophie, Krisen als Chance zu sehen, und weiter investiert, beispielsweise in den Bau unseres Logistikcenters in Hamburg und in die Digitalisierung. Als eines von wenigen Unternehmen der Logistikbranche haben wir auf Kurzarbeit verzichtet – um den Zusammenhalt zu stärken.
Wer ist Ihr größtes Vorbild?
Ich bewundere viele Menschen für ihre Ideen und ihre persönliche Stärke. Wenn ich jemanden nennen müsste, der mich als Führungspersönlichkeit und Visionär beeindruckt hat, dann ist das Steve Jobs. Er hat mit seinen Produkten aus Kunden begeisterte Fans gemacht.
Wenn Sie nicht gerade daran arbeiten, Ihr Unternehmen voranzubringen, dann…
…spiele ich gerne Tennis, um mich fit zu halten.