Die Covid-19-Pandemie hat Unternehmen gezwungen, neue Wege zu gehen, und ihre Intralogistik auf eine neue, sicherere Basis zu stellen. Anhaltender Fachkräftemangel, stetiger Kostendruck und ungewisse Auftragslagen stellen viele Branchen bereits seit längerem vor große Herausforderungen.
Das Risiko unterbrochener Lieferketten und der Ausfall von Mitarbeitern erhöhen den Handlungsbedarf nun zusätzlich. Um dennoch Produktivität und Termintreue zu gewährleisten, tut eine Flexibilisierung der intralogistischen Prozesse not. Dabei kommt Automatisierungslösungen wie autonome mobile Roboter (AMR) eine besondere Bedeutung zu: Sie erlauben es Unternehmen, ihren Materialfluss agiler zu gestalten und sich schnell auf neue Sachlagen einzustellen – das gilt sowohl für die Produktionsversorgung im Fertigungsbetrieb als auch für den Warenumschlag. Zudem entlasten sie die Mitarbeiter von ergonomisch ungünstigen Aufgaben und tragen durch ihre Anbindung an das Internet of Things gleichzeitig dazu bei, dass intralogistische Daten transparent werden.
Die Transformation ist in vollem Gang
In seinem Jahresbericht 2020 prognostizierte der Branchenverband IFR (International Federation of Robotics) dem Markt für Logistik-Roboter ein jährliches Umsatzwachstum von mindestens 40 Prozent. Unter anderem zwingen fehlende Arbeitskräfte Unternehmen seit Längerem dazu, neue Lösungsansätzen zu suchen – eine Entwicklung, die sich während der Corona-Pandemie in den vergangenen zwei Jahren weiter verstärkt hat.
Mobile Roboter halten nicht nur die Produktionslogistik am Laufen, wenn aufgrund von Hygienebestimmungen, Quarantänemaßnahmen oder Krankheit weniger Mitarbeitende im Dienst sind. Auch wenn diese Restriktionen entfallen, können sie für einen effizienteren Materialfluss und mehr Flexibilität in der Produktion sorgen.
Mit AMR gegen den Fachkräftemangel
Noch ist die Intralogistik oft manuell organisiert. Hubwagen und Karren, die von Mitarbeitenden per Hand geschoben oder gezogen werden, dominieren neben bemannten Gabelstaplern noch immer den Alltag. Zeitgleich fehlen neue Fachkräfte und Auszubildende, während die Lohnkosten stetig zunehmen. Da Berufe in der Logistikbranche aufgrund der meist ergonomisch ungünstigen Tätigkeiten häufig als unattraktiv gelten, ziehen viele Unternehmen die Konsequenzen und überdenken ihre Intralogistik-Konzepte. Dabei spielen die Themen Vernetzung und Automatisierung eine große Rolle.
Durch den steigenden Wettbewerbs- und Preisdruck sind Betriebe zudem dazu gezwungen, ihre Prozesse zu beschleunigen und zu flexibilisieren. Um dieser Herausforderung gewachsen zu sein, darf sich die Automatisierung nicht ausschließlich auf die Produktion beschränken, sondern muss auch die Materialwirtschaft betreffen. Deshalb setzen immer mehr Unternehmer auf vernetzte Fabriken, in der Fertigung und Logistik fließend ineinander übergehen.
Hier kommen die autonomen mobilen Roboter zum Einsatz und können ihre Stärke unter Beweis stellen. Sie übernehmen repetitive Transport- und Logistikaufgaben und entlasten ihre menschlichen Kollegen somit merklich. Ferner werden dadurch Mitarbeiterkapazitäten für höherwertigere Aufgaben frei.
Mensch und Maschine können dank der intelligenten Software der AMR eng zusammenarbeiten: Mithilfe integrierter Näherungssensoren, Sicherheits-Laserscannern und 3D-Kameras sowie intelligenter Software navigieren die Roboter selbst in stark frequentierten Produktions- und Lagerhallen sicher und selbständig. Sie erkennen Menschen, Routenzüge oder Regale verlässlich und können ihnen ausweichen oder rechtzeitig bremsen.
AMR – Die Kosten
- Die Anschaffung eines mobilen Roboters amortisiert sich je nach Applikation und spezifischen Wünschen der Anwender innerhalb von 12 bis 18 Monate.
- Als Faustregel für die Ladekosten eines kleinen mobilen Roboters gilt: Bei Preis von 28 Cent je KWH kostet eine Batterieladung auf 80 Prozent der Kapazität etwa 46 Cent.
Unterstützung im dynamischen Alltag
Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig Flexibilität in der Produktion ist. Diese gehört zu den Stärken der AMR: Im Gegensatz zu klassischen fahrerlosen Transportsystemen (FTS) kommen sie ohne zusätzliche Infrastruktur wie Schienen oder im Boden eingelassene Magnetstreifen aus. Die Missionen – wie die vordefinierten Abfolgen von Aktionen, mit deren Ausführung die Roboter beauftragen werden können, genannt werden – werden im Normalfall zuverlässig und flexibel erledigt. Das schließt einfache Transportaufgaben zwischen festgelegten Positionen aber auch komplexere Aufträge, die sowohl Fahrten zwischen Positionen als auch die Ausführung von Aktionen umfassen, mit ein. Das Absetzen einer Palette oder das Anfahren einer Ladestation, wenn der Batterieladestand niedrig ist, meistern die Roboter auch während des Transportauftrags. So kommen sie mit den variablen Anforderungen moderner Produktions- und Logistikbetriebe zurecht und liefern Mehrwert ab Tag eins.
Mobile Roboter lassen sich außerdem in bestehende MES-, ERP- oder WMS-Systeme einbinden. Dadurch werden sie bei Bedarf automatisch benachrichtigt, wenn beispielsweise eine Produktionslinie oder -zelle Materialnachschub benötigt. Durch die Just-in-Time-Belieferung können Unternehmen ihre Bestände optimieren und müssen weniger Material an den Arbeitsstationen zwischenlagern. Das spart nicht nur Platz, sondern trägt auch dazu bei, Produktionsprozesse agil zu halten. Derartige integrierte Lösungen erlauben zudem, Prozessdaten genauer zu erfassen und Abläufe darauf aufbauend effizienter zu gestalten.
AMR als Universaltalent
Des Weiteren sind die autonomen mobilen Roboter als offene Plattform gestaltet, die sich je nach Bedarf mit individuellen Aufsatzlösungen bestücken lässt. Zu den gängigsten Applikationen zählen Kombinationen mit Regalaufsätzen, Transportwagen, Karakuri-Systemen, Förderbändern oder Palettenhebern. Damit lässt sich eine Vielzahl von intralogistischen Prozessen automatisieren.
Neben diesen Applikationen gibt es noch zahlreiche weitere Möglichkeiten, mobile Roboter bedarfsgerecht auszustatten. So lassen sie sich beispielsweise mit einem Roboterarm kombinieren, der Waren aufnehmen oder kommissionieren kann. Die flexiblen Aufsatzmodule verleihen dem Anwender außerdem mehr Flexibilität und steigern die Effizienz.
Dieser Gastbeitrag wurde verfasst von Jörg Faber, Sales Director DACH & Benelux bei Mobile Industrial Robots.