Logistikwissen zum Durchstarten

Cargonexx-CEO Tom Krause schreibt über Digitalisierung
Cargonexx-CEO Tom Krause schreibt über Digitalisierung
Tom Krause ist CEO der Hamburger Firma Cargonexx.
© Cargonexx
Vom Wert digitaler Lösungen
Von DVZ Redaktion

Den meisten Unternehmen ist nun, etwa ein Jahr nach der Ausbreitung des Coronavirus, bewusst, dass ihre Lieferketten resilienter, also widerstandsfähiger werden müssen, um auch künftig einen bestmöglichen Prozess zu garantieren. In der Logistik fehlt es heute vor allem noch an Effizienz, Transparenz und damit auch an Resilienz.

Das liegt auch daran, dass sich die vielen Interessengruppen, die an nur einem Transport beteiligt sind, organisieren müssen. Auftragsvermittlung, Schrift- und Telefonverkehr sind nur einige der Hindernisse, mit denen alle zu kämpfen haben.

Ein Problem ist: Viele Auftraggeber und Carrier haben keinen Zugriff auf ein zentrales, transparentes und automatisiertes Netz. So müssen die Auftraggeber ihre Ausschreibungen und damit auch ihre Vergleiche, wer Transporte zu welchen Konditionen bietet, mühsam in Excel-Tabellen auswerten, um eine Entscheidungsgrundlage zu schaffen. Vor allem auf Carrier-Seite gestaltet sich die Lage schwierig. Den Fuhrunternehmen ist oft nicht klar, wo, wann und von wem mögliche und genau passende Folgeladungen angeboten werden.

Wo ist die neue Ladung?

So wissen diese häufig gar nicht, dass nur wenige Kilometer von der Entladestelle entfernt bereits eine passende Ladung verfügbar wäre. Die Folge: Die Lkw sind nicht voll ausgelastet, die Unternehmen verlieren Geld und agieren nebenbei zulasten der Umwelt. Hinzu kommt: Wegen der mangelnden Transparenz ist es oft nicht vorhersehbar, welches (Sub-)Unternehmen oder welcher Fahrer einen Auftrag tatsächlich ausführt.

Eine mögliche Lösung bietet die digitale Transformation. Auch im B2B-Sektor werden inzwischen Plattformen und digitale Tools genutzt. Doch die Logistikbranche hinkt noch hinterher. Vor allem kleinere Firmen haben häufig keinen Zugang zu digitalen Werkzeugen. Größere Unternehmen haben schon früh auf die Digitalisierung gesetzt und ihre Prozesse fest in relativ unmoderne Systeme eingegossen. Dem zu entrinnen ist meist teuer und benötigt mutige Entscheider auf vielen Ebenen.

Plattformen trieben Effizienz

Zu einem der wichtigsten Hilfsmittel der Logistik zählen digitale Plattformen, auf denen Transportaufträge vermittelt werden. Dabei handelt es sich um zweiseitige Märkte: Ein Plattformbetreiber ermöglicht Nachfragern und Anbietern von Transportaufträgen den Zugang zu seiner Plattform und dem Netz. Den größten Nutzen hat die Plattform dann, wenn sie möglichst viele Kunden auf beiden Marktseiten vereinen kann.

Dadurch steigt zum Beispiel die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem beliebigen Auftrag am Zielort für die Carrier auch Folgeladungen gibt. Auch die Auftraggeber profitieren: So ist es auf großen Plattformen einfacher, auch für Kleinaufträge kurzfristig einen freien Lkw zu finden. Eine Plattform bietet somit zusätzliche Chancen für kleinere Firmen.

Kapazitäten besser nutzen

Eine gewisse Kuratierung der Teilnehmer ist hier von großer Bedeutung. Auf den Plattformen können Carrier zusammengeschlossen werden, um gemeinsam an einem Tenderprozess teilzunehmen, sodass ihre Chancen steigen. Durch das Bündeln werden die Kapazitäten besser genutzt. Carrier vermeiden damit Leerfahrten. Zudem führt die Digitalisierung zu mehr Transparenz.

So können Auftraggeber mittels GPS ihre Fracht verfolgen. Carrier und die Subfirmen müssen nicht mehr telefonisch oder schriftlich kontaktiert werden. Unternehmen sehen auf der Plattform eine kontinuierlich aktualisierte voraussichtliche Ankunftszeit des Lkw. Sowohl für die Carrier als auch für die verladenden Unternehmen sinkt der Kommunikationsaufwand, und gleichzeitig steigt die Effizienz. Die Rampen lassen sich in der Theorie dynamisch managen.

Ziel: Resilienter werden

Kurzum: Die Logistiker haben einen breiteren Markt zur Verfügung, vereinfachen ihre Disposition, vermeiden teure Leerfahrten und entscheiden schneller und flexibler über ihre Aufträge. Die Auftraggeber erhalten einen besseren Einblick in die Kapazitäten und können ihre Zulieferung besser planen sowie flexibel reagieren. Das erzeugt Resilienz und ist ein wichtiges Hilfsmittel, um Störungen in Lieferketten schnell wieder zu beseitigen.

Tom Krause ist CEO der Hamburger Firma Cargonexx, die Frachtführer mit verladenden Unternehmen aus der Logistikbranche vernetzt.

Teile den Beitrag

ANZEIGEN