Logistikwissen zum Durchstarten

Shippo-Mitgründer Simon Kreuz hatte den richtigen Riecher..
Shippo-Mitgründer Simon Kreuz hatte den richtigen Riecher..
Simon Kreuz arbeitet weiter an Partnerschaften mit Versanddienstleistern.
© Shippo
Von der Idee zum Milliardenunternehmen: Die Shippo-Story
Von DVZ Redaktion

Titel sind Simon Kreuz nicht so wichtig. Er sei Co-Founder oder President, Laura Behrens Wu CEO von Shippo. Entwickelt haben die beiden ihre Geschäftsidee für ihr Start-up jedoch gemeinsam während ihres BWL- und Management-Studiums in St. Gallen, wo sie sich auch kennengelernt haben. „Mit einer NGO aus Südafrika wollten wir Taschen aus recyceltem Material in der Schweiz vertreiben“, berichtet der 32-jährige Deutsche. Es sei dann zwar einfach gewesen, den Shop zu bauen und die Bezahlfunktion zu integrieren, eine Herausforderung hingegen sei der Versand in die Schweiz gewesen.

Inspiration aus dem Silicon-Valley

Schnell sei auch klar gewesen, dass viele kleinere Onlinehändler vor der gleichen Herausforderung standen, sofern Amazon keine Option war. „Also haben wir 2013 Shippo gegründet, um die Onlinewelt mit der Offlinewelt des Versands zu verbinden“, berichtet Kreuz. Damals waren beide im Masterstudium und reisten für die Semesterferien ins Silicon Valley, Behrens Wu für ein Praktikum und Kreuz, um sich etwas in der Gründerszene und bei Investoren umzuschauen. „Als wir 20.000 US-Dollar von Plug & Play bekommen hatten, sind wir einfach etwas länger geblieben“, erinnert sich Kreuz.

Sie hätten dann immer wieder Venture Capital bekommen und weiter an den Tools für das Versandmanagement gearbeitet, erinnert sich Kreuz. „Unser Produkt wird von kleineren und mittelständischen E-Commerce-Unternehmen genutzt, damit diese mehrere Versanddienstleister in ihre Webanwendung integrieren können.“ Größere Händler, Online-Marktplätze und Plattformen wie Square profitierten zudem von Shippos API-Schnittstelle, um ihre Versandlösung zu integrieren und zu automatisieren.

Gute Bedingungen im Silicon Valley

Anfangs sei es schwierig gewesen, als Außenstehende Zugang zum Netzwerk im Silicon Valley zu bekommen, erinnert sich Kreuz. „Das war schon ein großer Aufwand.“ Auch wenn das Silicon Valley generell sehr offen sei, sei es sicher von Vorteil gewesen, dass Plug & Play international ausgerichtet ist.

Insgesamt habe die Gründung in den USA allerdings viele Vorteile geboten: „Das Silicon Valley mit den vielen Investoren bietet das perfekte Umfeld für die Softwareentwicklung, vor allem wenn man das zum ersten Mal macht“, resümiert der Gründer. Ein weiterer Vorteil sei der große US-amerikanische Markt mit nur einer Währung und einer Sprache. Außerdem war der Zeitpunkt richtig: „Es war damals einfacher, in eine alteingesessene Branche einzudringen: Der Markt war offen für neue Lösungen.“

Überzeugende Anwendung

Dennoch wollten auch die Carrier damals nicht mit ihnen sprechen, da das Start-up weder Kunden noch Volumen aufweisen konnte. Das hat sich geändert: Inzwischen zählt das Unternehmen mehr als 100.000 Kunden, darunter auch große mit mehreren Millionen Paketen.

Der Mehrwert für die Carrier: „Wir akquirieren Kunden und bringen Volumen“, so Kreuz. „Weltweit arbeiten wir derzeit mit 70 Versanddienstleistern.“ Die dadurch entstehende Transparenz für die Kunden sei kein Problem: „Die Carrier mit dem besten Service bekommen das Volumen. In der Regel streuen die Kunden dieses auch nicht auf alle Versanddienstleister.“

Bei den Investoren kommt das Geschäftsmodell gut an: In sechs Finanzierungsrunden konnte Shippo 155 Millionen Dollar einsammeln. Im Juni vergangenen Jahres erreichte das Start-up eine Milliardenbewertung und damit den Status des Einhorns.

Kurs Wachstum!

Und die Expansion schreitet voran: „Neben den USA sind wir auch in den englischsprachigen Märkten in Kanada, Großbritannien und Australien aktiv“, so der Gründer. Seit 2021 expandiert Shippo darüber hinaus nach Europa. „Bisher zählen dazu Großbritannien, Spanien, Frankreich und Deutschland“, so Kreuz.

Als Nächstes sollen die Niederlande hinzukommen, und auch der Markteintritt in weiteren europäischen Ländern, Asien und Südamerika sei geplant. Neben den Büros in San Francisco und Austin in Texas gibt es seit kurzem auch eines in Irland sowie Ingenieur-Hubs, beispielsweise in Brasilien. Der Großteil der knapp 350 Mitarbeiter arbeitet in den USA.

Partnerschaften mit Plattformen

Während Behrens Wu nach wie vor im Silicon Valley lebt, zog der gebürtige Franke Kreuz im Oktober 2021 mit seiner Frau in die Nähe von Hamburg und baut von hier aus das Europa-Geschäft auf. Die Aufgaben sind klar verteilt: Behrens Wu kümmert sich um Investoren, Presse und Marketing, Kreuz ist für alles Interne verantwortlich: das Team und vor allem das Produkt, inklusive Verhandlungen mit E-Commerce-Partnern.

Mitstreiter gesucht

„Unser unmittelbares Ziel ist, neue Partnerschaften mit Versanddienstleistern einzugehen und Plattformen wie Square an uns zu binden“, betont Kreuz. Die größte berufliche Herausforderung sei es derzeit für ihn, die passenden Mitarbeiter in Deutschland und Europa zu finden, vor allem Programmierer und solche aus dem Logistikumfeld.

Privat wolle er mit seiner Frau in Deutschland wieder Fuß fassen. Während er in den ersten fünf Jahren 98 Prozent seiner Zeit in die Firma investiert habe, gebe es nun einen Manager für jeden Bereich. „Es gibt zwar Projekte, die viel Zeit benötigen, aber auch Zeiten, in denen ich mich auf das Team verlassen kann.“ Dann könne er sich die Zeit einteilen, wie es ihm passt, und im Winter Snowboard sowie im Sommer Rennrad fahren.

Dieser Artikel wurde von Claudia Behrend verfasst.

Teile den Beitrag

ANZEIGEN